Presse / Kritiken

Eine sehenswerte Hexenjagd

Mädchen, die unter rätselhaften Krankheiten leiden, nachdem sie im Wald getanzt haben und scheinbar unerklärliche Todesfälle lassen die Stimmung in der ohnehin gespaltenen Stadt Salem hochkochen. Und durch die vermeintlichen Visionen der Mädchen schließlich explodieren. Jeder verdächtigt und beschuldigt jeden der Hexerei, es kommt zur Gerichtsverhandlung, zu Verurteilungen und schließlich sogar zu Hinrichtungen. Das Stück „Hexenjagd“, das am Samstag auf der Grenzlandbühne in Leopoldschlag Premiere feierte, ist für die Zuschauer keine leichte Kost. Hysterie und Manipulation steigern sich weiter und weiter, und das Ensemble der Grenzlandbühne macht dies auch eindrucksvoll spürbar. Wie immer agierten die Schauspieler in dem von Regisseur Daniel Pascal gestalteten Bühnenbild sehr stimmig. Herausgestochen ist allerdings dieses Mal Martina Lanzerstorfer, deren Blicke vieles sagten und die zwischen listig, leidend und verrückt beeindruckend hin- und herwechselte. Eine zu Recht vielbeklatschte Premiere.

OÖ. Nachrichten / Mühlviertel vom 30. Juli 2012

 

Höhenflug der Hexen

Grenzlandbühne: Äußerst gelungene Premiere der „Hexenjagd“ von Arthur Miller

Pastor Perris erwischt einige Mädchen nackt tanzend im Wald. Darauf bricht in der engstirnig-puritanischen Gemeinde Salem ein Hexenwahn aus. Der führt zu Todesurteilen für viele Bürger, gesprochen von einer bigotten Justiz. Um sich selbst vor Strafe zu schützen, organisieren die Mädchen ein skrupelloses System von Denunzierungen im Namen der Religion. Im Zentrum der Anklage stehen der Bauer John Proctor und dessen Gattin Elisabeth, die diesem Irrsinn absolut machtlos gegenüberstehen.
Arthur Millers „Hexenjagd“ aus den 1950er-Jahren zeigt, wie durch Angst, Hysterie, Intoleranz und Fanatismus eine Gemeinschaft durch ihre eigenen Ordnungs- und Rechtsprinzipien völlig aus den Fugen gerät. Die Grenzlandbühne feierte damit am vergangenen Samstag eine starke Premiere. Daniel Pascals sorgfältige Inszenierung bietet pralles Theater fernab von ablenkenden Schnörkeln oder Experimenten. Ohne die Geschichte ins Heute zu bemühen, sorgt Pascal von Beginn an für Tempo und Spannung. Das Ensemble agiert mit Hingabe. Bernhard Jahn ist der Held John Proctor, der aus Liebe zur Wahrheit untergehen muss. Stark spielt auch Andrea Pammer seine verletzte, aber bedingungslos liebende Gattin. Stephanie Chalupar berührt als reuiges, von allen manipuliertes Mädchen. Martina Lanzerstorfer ist als Anstifterin Abigail durchtrieben und heimtückisch. Das stimmungsvolle Bühnenbild stammt ebenfalls von Daniel Pascal. Aus wenigen massiven Holzpfosten entstehen enge Räume, große Gebäude und ein Richtplatz, alle im Zeichen eines mächtigen Kreuzes. Die Kostüme sind ein weiterer Pluspunkt der Aufführung. Hut ab vor dem riesigen Amateurensemble und der feinen Regie!

Neues Volksblatt vom 30. Juli 2012