Presse

Applaus zum Jubiläum

Die Grenzlandbühne in Leopoldschlag feiert ihr zehnjähriges Bestehen, und sie tut es, wie sie bekannt geworden ist: mit packendem Laientheater, das sich nicht um die Schubladen heiterer Sommergrotesken bückt. Alexander Schreiner-Steinberg führte bei der Uraufführung von Leopold Pammers Drama „Transfer/Odsun“ Regie. (Premiere: 1. August).

In Leopoldschlag, wo Oberösterreich mit Tschechien verwächst, wissen viele, wie es war. Damals, 1934 bis 1945, als viele Sudetendeutsche ihre Hoffnungen mit Adolf Hitler verwoben, um die Tschechen zu unterwerfen. Und danach, als sie verjagt wurden. Das Stück berichtet vom Leben des Dreckskerls Albert Scher (Robert Traxler), der es sich richten wollte und von Major Kyrle (Manfred Stepany) gerichtet wird. Es akzentuiert die Gewaltbereitschaft der Verblendung und Vergeltung.

Pammers Werk firmiert als historisches Volksschauspiel. Tatsächlich fühlt es sich wie ein Lehrstück an, das ohne Besserwisserei auskommt, aber in die Seele tätowiert, was Europa für immer hinter sich haben sollte.

OÖ Nachrichten vom 4. August 2008

Leopoldschlag nahm sich heiklen Themas an

Dem brisantesten Thema in den zehn Jahren ihres Bestehens widmet sich heuer die Grenzlandbühne Leopoldschlag. Denn die Vertreibung der Sudetendeutschen in den Jahren 1945-47 aus der Tschechoslowakei, der so genannte „Transfer“ (tschechisch „Odsun“), weckt noch jenseits und diesseits der Grenze schlimme Erinnerungen.

„Unsere Prämisse ist nicht Schuldzuweisung oder Ursachenforschung, sondern einfach zu berichten, was wirklich passiert ist“, heißt es im Vorwort zum Stück von Leopold Pammer. Der Autor mutet dem Publikum schwere Kost zu: Folter, Vergewaltigung, Mord, Rassenhass und Verdrängung – kein Bestandteil dieses dunklen Kapitels unserer Geschichte bleibt in dem historischen Volksschauspiel „Transfer/Odsun“ in der Regie von Alexander Schreiner-Steinberg ausgespart.

Der von Robert Traxler mit viel Leidenschaft verkörperte Sudetendeutsche Albert Scher steht stellvertretend für viele Schicksale jener Zeit. Als arbeitsloser Maurer fühlt er sich von den Tschechen unterdrückt und schließt sich den aufstrebenden Nazis an. Zum SS-Mann mit Befehlsgewalt aufgestiegen, zahlt er es den Tschechen heim und schreckt dabei vor keiner Brutalität zurück. Als sich die Machverhältnisse wieder ändern und er sich für seine Verbrechen verantworten muss, will er von nichts wissen…
Die Uraufführung von Transfer hat nicht nur den Laiendarstellern, sondern auch dem Publikum, darunter Landtagspräsidentin Angela Orthner, viel abverlangt.

Neues Volksblatt vom 4. August 2008

Eine offene Wunde

Dem Namen „Grenzlandbühne“ wird das Sommertheater in Leopoldschlag im Mühlviertel heuer mehr als nur gerecht. Leopold Pammer hat für das Jubiläumsjahr – 10 Jahre Sommertheatertage – das Volksschauspiel „Transfer/Odsun“ geschrieben. Ein Stück über die Vertreibung der Sudetendeutschen.

Leopold Pammer, Mühlviertler Autor und Lehrer, hat das Stück wie einen Holzschnitt angelegt. Er erzählt die Geschichte der Deutschen wie der Tschechen in groben Strichen, eindringlich und spannend. Sein Blick ist klar: Auf jeder Seite wurden Fehler gemacht. Aber offenbar ist das Thema auch sechzig Jahre danach immer noch eine offene Wunde…
Alexander Schreiner-Steinberg inszeniert auf der kleinen Drehbühne im Turnsaal zügig, körperbetont und mit einer gewissen Vehemenz. Lediglich nach der Pause hätte dem Stück ein wenig dramaturgische Straffung gut getan.

Dass sich auf der Bühne nur Amateure bewegen, mag man kaum glauben. Robert Traxler scheint als Albert Scher mit allen Theaterwassern gewaschen zu sein; Christina Janko (Anna), Erwin Wager (Bürgermeister) und Manfred Stepany (Kyrle) stehen ihm kaum nach. Respekt!

Kronen Zeitung vom 4. August 2008