Presse / Kritik

Erfolgreiche Premiere von „Besuchszeit“

Vier Episoden erzählen in „Besuchszeit“ von Menschen, die ihr Leben an einem Ort, ausgeschlossen von der Gesellschaft, verbringen. Der Großvater, der sich ins Altenheim abgeschoben fühlt und seiner Schweigertochter, die ihn als einzige besucht, immer wieder Schuldgefühle einimpft. Der alte Bauer, der angesichts des Umbaus seines Hofes in ein Hotel ausrastet und in die Nervenheilanstalt gebracht wird. Die Ehefrau im Gefängnis, die nach Jahren der Sprachlosigkeit und Tablettensucht ihren Mann umbringen wollte. Und die Ehefrau, die im Krankenhaus liegt und niemand weiß, was ihr fehlt.

In den Einaktern mit jeweils zwei Schauspielern auf der Bühne geht es darum, wie auch ein Leben am Rand in Würde geführt werden will. Die Schauspieler sind Laien, überzeugen aber in ihren Rollen. Regie führt Alexander Schreiner-Steinberg, der bei seinem Bühnenbild auf viel Ausstattung verzichtet und damit die bedrückende Atmosphäre der vier Schauplätze deutlich macht. Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert.

OÖ Nachrichten vom 31. Juli 2007

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Starkes Signal gegen das Wegschauen

„Es geht ums Helfen und nicht ums Wegschauen. Die Unsicherheit im Umgang mit Randgruppen muss sich lösen“, sagte Eröffnungsredner Alexander Jalkotzy zum Start des Festivals „Leben am Rande“ der Grenzlandbühne Leopoldschlag. Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden – etwa ins Altersheim oder in die Nervenheilanstalt – und trotzdem versuchen, sich und ihre Würde zu behaupten, stehen im Mittelpunkt des Festivalhöhepunktes „Besuchszeit“ von Felix Mitterer. Der Einakter-Zyklus, der 1985 uraufgeführt wurde, hat nichts an Aktualität verloren, wenn auch die Rolle der Frau sich in den vergangen 20 Jahren etwas zum Besseren gewandelt hat. So will der Macho im zweiten Akt „Verbrecherin“ beim Besuch seiner „Ex“ im Gefängnis nicht verstehen, dass sie die Haft gegenüber der Ehe als Befreiung empfindet.

Ergreifend, nicht zuletzt, weil von Josef Haiböck als Patient mit großer Leidenschaft gespielt, ist der dritte Teil „Weizen auf der Autobahn“. Die Tochter besucht ihren alten Vater in der Nervenheilanstalt. Er will von ihr nichts wissen, weil sie und ihr Mann für den Bau einer Autobahn den Bauernhof der Familie verkauft haben. Aus Protest hat er auf der neuen Straße Mist ausgebracht und Weizen gesät, woraufhin er als gemeingefährlich eingestuft wurde. Landestheater-Regisseur Alexander Schreiner-Steinberg hat es verstanden, der bedrückenden Thematik durch die spärliche Ausstattung noch mehr Wirkung zu verleihen und damit hoffentlich zum nachdenken über den Umgang mit Außenseiter angeregt.

Neues Volksblatt vom 31. Juli 2007

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Dem Leben am Rande einen Besuch abstatten

Dem Ensemble der Grenzlandbühne Leopoldschlag ist es am Freitag, 27. Juli mit der Premiere des Stückes „Besuchszeit“ gelungen, zu zeigen, wie wichtig Sensibilität in unserer Gesellschaft ist. Die, die sonst im Dunkeln stehen, rückten ins Licht. Das Stück „Besuchszeit“ von Felix Mitterer hat, wenn es auch schon vor über dreißig Jahren entstanden ist, in keinster Weise an Brisanz und Aktualität verloren. Umso gelungener ist die Idee es in den Mittelpunkt des diesjährigen Festivals „Leben am Rande“ zu stellen. die Inszenierung lebt nicht von einer aufwändigen Kulisse, sondern begeistert durch berührende Szenen in einer auf das Nötigste reduzierten Umgebung. Der Besucher fühlt sich eingeschlossen, weil ihm bewusst wird, dass auch er zu dieser Gesellschaft gehört. Den Ansprüchen „ein Theater für das Volk“ zu machen, wird die Aufführung mehr als gerecht.

„Die Unsicherheit gegenüber Randgruppen muss sich lösen“, so Alexander Jalkotzy von der Landeskulturdirektion in seinen einführenden Worten. Begegnungen mit Menschen verschiedenster Normalitäten mit all ihren Schwächen und Fähigkeiten sollen den Horizont öffnen und uns Menschen davon abbringen, Menschen in Schubladen zu stecken.

Sonntags-Rundschau von 29. Juli 2007