Pressespiegel

DER STANDARD 24. Juli 2000
Reinhard Kannonier

Prächtiges Theaterprojekt im oberöster-
reichischen Grenzland

……. Stück, Regie ( Heidelinde Leutgöb ) und Ausstattung ( Martina Kornfehl ) bieten Verismo pur. Nicht nur, weil der Vorfall tatsächlich stattgefunden hat. Sondern weil man beim Gang aus dem Gasthaus und retour kaum einen Ambiente-Wechsel verspürt.
Aber die Leute dort oben schauen dennoch nicht in einen platten Spiegel, auch wenn sie das eine oder andere Klischee angrinsen mag. Sie werden vielmehr mit konzentrierten literarischen Schlaglichtern auf ihren aufbrechenden Mikrokosmos konfrontiert. Hervorragend mit einer Mischung aus städtischen Profis und regionalen Amateurkräften nunmehr zum zweiten mal in Szene gesetzt.
Das Konzept des ambitionierten „Theaters der Region“, Stücke heimischer AutorInnen professionell uraufzuführen, die sich mit der Region selbst kritisch auseinandersetzen, ist beispielhaft und sollte, wünscht man sich, dort oben zur Regel werden.

 

O.Ö.NACHRICHTEN 24. Juli 2000
Franz Schwabeneder

Die Grenzziehungen in den Menschen

…. Friedrich Zauners Text ist weder mora-
lisierend noch sozialromantisch, sondern von bedächtigem, klarem Realismus. Die spielführende Heidelinde Leutgöb besitzt dafür eine kostbare Regietugend: Sie hat ein waches Ohr für genaue Töne. Das heißt, sie läßt in der Sprache die Aufführung in keiner Phase in krachendes Auftrumpfen oder multikulturelle Idylle entgleiten. Amateure und Profis haben sich diszipliniert verabredet, sind zu einem überzeugenden Ensemble verschmolzen. Diese Arbeit hat von der Führung der Hauptrollen bis zum stimmigen Umgang mit der Statisterie Format.
Die Ausstatterin Martina Kornfehl präzisiert deutlich und schmucklos die Schauplätze vom Wirtshaus bis zur Baracke und arbeitet mit vernünftigem Einsatz der Drehbühne. In den Kostümen haben die Menschen ihre genaue Zuordnung.
Auf das Regiekonzept hat sich das Ensemble großartig eingelassen. Jens Peter Brose gibt den „piefkinesischen“ und damit zugereisten Kriminalkommissar Obermann die Facetten des sich unbehaglich Fühlenden, enervierend Neugierigen und allmählich immer tiefer Verstehenden. Ferry Öllinger als Dorfgendarm: kein Freund der Einmischung in innere Angelegenheiten, distanziert und nur mühselig kooperativ. Die Szene seines Lebenselends gestaltet er schlichtweg zu einem Erlebnis. Jegliche „Tschuschenfolklore“ vermeidend, eine ganz stark argumentierende, überzeugende Chef-Figur der Gastarbeiter: Herbert Baum als Stojak. Ein Dorfmensch in der Mischung aus Listigkeit, Renitenz und lauerndem Instinkt für den Vorteil: Helmut Fröhlich als Baldur. Dazu punktgenaue Charakterisierungen: Robert Traxler als Vorarbeiter, Renate Neunteufel als Gendarmentochter, Josef Haiböck als Wirt und im Besonderen Dominik Chalupar als Bub.
Ein Theater voll Vitalität, handfester Komik, Spannung und überzeugender Menschendarstellung. Ein außerordentlicher und außergewöhnlicher Erfolg.

 

NEUE KRONENZEITUNG 23. Juli 2000
Milli Hornegger

Feinstes Volkstheater

…..Der diesjährige Plot stammt von Zauners ursprünglich als Roman erschienenem Krimi. Es ist eine einfach gestrickte, nach der Pause etwas abrupt ausgeblendete Story, die ihre Spannung in erster Linie von den hervorragenden Darstellern eingehaucht bekommt. Neben Jens Peter Brose, Ferry Öllinger, Herbert Baum und Helmut Fröhlich gedeihen in Leopoldschlag echte Theaterhoffnungen: etwa der 14- jährige Dominik Chalupar als schweigsam beredter Ambros, Josef Haiböck als ruppiger Wirt und Robert Traxler als geschwätziger Vorarbeiter. Gespielt wird noch bis 30.Juli. Es ist eine Reise wert.