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Als erstes sticht einem das imposante Bühnenbild, zweistöckig mit Treppen und wohlgezählten acht Türen, ins Auge. Es wurde nach einer Idee von Raimund Stangl in unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden von Reinhard Knoll und Manfred Preinfalk gebaut. In dieser wahrhaft professionellen Kulisse tobt sich die Laienspielgruppe der Grenzlandbühne Leopoldschlag so richtig aus. Regisseur Raimund Stangl hat eine turbulente, ungemein temporeiche Inszenierung auf die Beine gestellt. Man kann dem gesamten Ensemble zu dieser Leistung nur neidlos gratulieren, es wurden wieder einmal neue Maßstäbe für das Niveau der Grenzlandbühne aufgestellt. Obwohl es ungerecht wäre, aus der perfekten Ensembleleistung jemand gesondert hervorzuheben, sollen doch die einzelnen Schauspieler kurz besprochen werden.

Martina Lanzerstorfer überzeugt als resolute Haushälterin Mrs. Clackett ebenso wie als beleidigte Diva und betrogene Ehefrau. Köstlich ist Florian Janko als windiger Immobilienmakler und als rasend eifersüchtiger Liebhaber hinter der Bühne. Ebenbürtig Bernhard Jahn in der Theaterrolle als Schriftsteller auf der Flucht vor dem Finanzamt und urkomisch als Beau und Casanova mit schwachen Nerven. Andrea Pammer als seine Ehefrau spielt eine wundervoll zickige Großbürgerdame und im Ensemle die gütige Mutti, die dauernd Streit schlichten muss. Lisa Haiböck gibt ein verträumtes Girlie, der ihre amourösen Beziehungen wichtiger sind als das Theaterspiel. Mario Ruschak ist als trunksüchtiger Altmime mehr mit der Jagd nach Whiskey beschäftigt als mit seiner Rolle als Einbrecher. Er ist der Risikotyp der Chaostruppe: entweder unauffindbar oder zu früh oder zu spät bringt er seine KollegInnen durch seine Texthänger zur Verzweiflung. Der ruhende Pol des ganzen Unternehmens ist der Inspizient Tim alias Reinhard Knoll. Ohne ihn würde gar nichts gehen, er ist auch dauernd auf dem Sprung für irgendeinen der Schauspieler aufzutreten. Das komödiantische Naturtalent Knoll erfüllt diese Rolle mit drastischer Komik. Gerlinde Gstöttenmayr als Regie-Assistentin Poppy spielt ein unbedarftes Landkind, das eigentlich nur des Regisseurs wegen bei der Truppe bleibt. Bleibt noch der Herr Regisseur Lloyd Dallas (Johannes Klopf).Er ist hin und hergerissen zwischen der Arbeit mit seiner völlig talentlosen Truppe und seinen amourösen Abenteuern mit den Damen des Theaters, die aber voneinander nichts wissen dürfen. Hinreißend, wie Klopf als Mini-Peymann durch die Szene stolpert und alles noch mehr durcheinanderbringt. Nicht zu vergessen auch die Tücke des Objekts: Ein Teller Sardinen, der abwechselnd auftaucht und verschwindet, ein Telefon, das sich selbständig macht, Taschen und Schachteln, die sich scheinbar in Luft auflösen…

Die Technik unter Leitung von Wolfgang Wagner war, wie in Leopoldschlag üblich, perfekt. Eine rundum gelungene, fulminante Premiere, die vom Publikum mit nicht endenwollendem Applaus bedacht wurde.

(Leopold Pammer)