Nachlese/Kritiken

Wenn alle Männer ihre Hosen verlieren…

… dann zerkugelt sich das Publikum vor Lachen. Das gilt zumindest für die Premiere des Stücks „Hier sind Sie richtig“ des Schweizer Autors Marc Camoletti auf der Grenzlandbühne in Leopoldschlag (Bez. Freistadt). Die Handlung ist rasch erklärt: Vier in einer Wohnung lebende Frauen geben unabhängig voneinander jeweils im Geheimen Zeitungsannoncen auf. Gesucht werden ein Mieter, ein Klavierschüler, ein männliches Aktmodell und ein Mann zum Heiraten. Als sich die Kandidaten vorstellen, geraten sie prompt zur jeweils falschen Dame, woraus sich im Stil einer typischen Verwechslungskomödie allerlei Verquickungen ergeben. Ganz und untypisch – im positiven Sinn – ist die Umsetzung unter der bewährten Regie von Raimund Stangl: Unter seiner Leitung schaffen es die Schauspieler, mit spitzem Wortwitz trittsicher auf dem Pfad der Komödie zu wandeln, samt gelungener Slapstick-Einlagen, ohne dass die Darstellung je in plumpen Klamauk abrutschen würde. Lachsalven sind unter anderem deshalb garantiert, weil alle (sic!) männlichen Darsteller letztlich die Hosen verlieren. Stellvertretend für das Ensemble sei Karin Schinagl erwähnt, die als Wohnungseigentümerin und alternde Schauspielerin Georgette überzeugt. Überragend agiert Violetta Griendl als heiratswillige russische Haushälterin Olga, die meint, für Espresso-Maschinen gelte ebenso wie für Männer: „Man muss nehmen, was man kriegt.“ Im Fall der Grenzlandbühne kriegt man einen in jeder Hinsicht vergnüglichen und ausgesprochen gut dargebotenen Theaterabend.
Christian Haubner (Neues Volksblatt)

4 (Halb)Nackte und ein Inserat

So richtig turbulent zu geht es in Marc Camolettis Schwank „Hier sind sie richtig“, den sich die Grenzlandbühne Leopoldschlag für ihr Februar-Theater vorgenommen hat. Und es ist die bereits zehnte Inszenierung von Raimund Stangl in Zusammenarbeit mit dieser engagierten Amateurtheatergruppe.

Der Inhalt ist rasch erzählt. 4 Damen suchen für ihre jeweiligen Bedürfnisse (einen Spartacus für die Malerin, einen Schüler für die Klavierlehrerin, einen Mieter für die Wohnungsbesitzerin, einen ehemaligen Bühnenstar, einen Heiratskandidaten für das Dienstmädchen Olga) mittels eines Inserats einen Kandidaten. Verwicklungen ergeben sich dadurch, dass die auftauchenden Männer von den falschen Damen okkupiert werden.

Ein schauspielerisches Naturphänomen ist die Haushälterin Olga, gespielt mit einer umwerfenden Mimik, Körperpräsenz und Stimmgewalt – wobei ihr „Böhmakeln“ schon fast als Muttersprache herüberkommt – von Violetta Griendl, die überhaupt zum ersten Mal auf einer Bühne stand. Wie sie ihre Rolle anlegt, erinnert in ihrer Bühnenausstrahlung schon an die legendäre Elfriede Ott. Sehr überzeugend in Gestus und Habitus einer gealterten Diva ist auch Karin Schinagl, die mit zurückhaltender Exaltiertheit besticht. Natascha Fuka als Malerin und Sarah Janko als Klavierlehrerin haben ihre starken Momente.

Florian Janko als Modell Spartacus könnte noch einige Anleihen bei Arnold Schwarzenegger nehmen, spielt um eine Spur zu verhalten, hat aber viele Lacher auf seiner Seite. Ein Bild von einem schüchternen Heiratswilligen gibt Gerald Rudlstorfer, Mario Ruschak als Wohnungssuchender spielt präzise, gediegen und braucht ziemlich lange, um seine gespielte Schüchternheit abzulegen. Johannes Klopf als Klavierschüler mimt gekonnt die künstlerische Feinfühligkeit.

Viele witzige Regieeinfälle, wie der (fast musikalische) Einsatz einer Kaffeemaschine, sorgen für anhaltende Lacher. Dass da und dort ruhig heftiger hätte gestrichen werden können, so der gefühlte 32. Hinweis der Klavierlehrerin auf ihre Theorie, tut aber dem Gesamteindruck eines heiteren, vergnüglichen Abends keinen Abbruch.

PS: Was mich etwas grübeln lässt, ist: Warum gibt es Türstöcke und die Eintretenden müssen die Tür pantomimisch öffnen? Oder habe ich da einen Gag nicht kapiert.
Bernhard Paumann (Amateurtheater OÖ)

Klavierspielender Heiratswilliger und wohnungssuchendes Männermodel

Oder war es doch anders rum? Darüber rätselten wohl alle 1.012 Personen, welche insgesamt acht Vorstellungen des Stückes „Hier sind sie richtig“ an der Grenzlandbühne Leopoldschlag besuchten. Geradezu ein „Festival“ an Irrungen und Wirrungen wurde von vier Damen sowie vier Herren aus dem Ensemble oben genannter Bühne auf ebensolche gebracht. Neben den sogenannten „Theaterhaudegen“ (im positivsten Sinne des Wortes) Florian Janko oder Karin Schinagl konnten sich auch Neulinge wie Violetta Griendl sowie Natascha Fuka bestens in Szene setzen. Ein großes Lob gebührt Regisseur Raimund Stangl, welcher es erneut vorbildlich verstand, jedem Darsteller die seinem Naturell am meisten entsprechende Rolle zuzuteilen und sie/ihn darauf „einzuschwören“.

Beim heurigen Stück kam noch eine Portion Sexappeal hinzu, denn beide Darsteller, welche ihre Rollen größtenteils beinahe so spielten, wie Gott sie schuf, sorgten sicher für viel Entzücken beim weiblichen Publikum. Es soll an dieser Stelle aber auch erwähnt werden, dass dies zu keinem Zeitpunkt „billig“ wirkte, was ebenfalls sehr für die hohe Qualität von Regisseur sowie Darstellern spricht.
Christiane Pammer