2005 – Zuständ wie im alten Rom

Grenzlandbühne Leopoldschlag – Anspruchsvolles Theater-Abenteuer

„Zuständ´ wie im alten Rom“

Die Jugend- Amateurspieltruppe der Grenzlandbühne Leopoldschlag geht den einmal eingeschlagenen künstlerischen Weg konsequent weiter: die Aufführung klassischer Theaterstücke, entstaubt und an den modernen Zeitgeschmack angepasst.
War es vor zwei Jahren William Shakespeare mit der „Komödie der Irrungen“, so steckt hinter dem heurigen Theaterprojekt ein anderes prominentes Vorbild. Das Musical „Zuständ wie im alten Rom“ oder auf Englisch „A Funny Thing Happened On The Way To The Forum“ von Burt Shevelove und Larry Gelbhart (Musik: Stephan Sondheim) ist nichts anderes als eine moderne deutsche Version (von Frank Tannhäuser) des weltberühmten „Miles Gloriosus“ des lateinischen Dramatikers Titus Maccius Plautus.

Unter der bewährten Regie von Raimund Stangl steigerte sich das junge Ensemble in einen wahren Spielrausch und legte abermals eine Probe seines Könnens ab, die vom Publikum mir begeistertem Applaus quittiert wurde.
Das Bühnenbild von Manfred Preinfalk war wie gewohnt ausgezeichnet und die Beleuchtung und Bühnentechnik unter Wolfgang Wagner wieder einmal perfekt und professionell.
Gespannt war man auf die Lösung der musikalischen Anforderungen, doch Christina Janko auf dem Klavier und Martina Lanzerstorfer auf dem Cello bildeten ein stabiles Rückgrat für die gesanglichen Leistungen ihrer Kollegen. Freilich wäre ein größeres Orchester für ein Musical wünschenswert, aber im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten einer Landbühne war das Gebotene auf jeden Fall gut akzeptabel. Auch die stimmlichen Leistungen der ProtagonistInnen waren durch die Bank sehr zufriedenstellend bis außergewöhnlich gut.

Stangl griff zu einem gelungenen Regietrick: Er teilte die Rolle des listigen Sklaven Pseudolus auf zwei Personen auf! Dies ergab genug Gelegenheit für die beiden Erzkomödianten Arnold Duschlbauer und Christian Pflügl in gewohnter Manier zu brillieren. Es war überaus komisch, mitanzusehen , zu welchen Tricks, Verrenkungen und Listen die beiden griffen, um die ersehnte Freiheit zu erlangen.
Eine Traumrolle spielte auch der dritte im Bunde, Chefsklave Hysterium, alias Johannes Klopf. Sie gipfelte in der Darstellung der Leiche einer verschleierten Jungfrau.

Auch Astrid Wagner als Bordellmutter Lyca, die auf jede Sesterze gierig war, setzte sich ausgezeichnet in Szene. Köstlich die Riege ihrer käuflichen Damen (Sandra Solberger, Martina Lanzerstorfer, Carina Wiederstein) und die „Herrn Buam“ Gerald Rudlstorfer und Andreas Piererfellner als laszive Kokotten! Mario Ruschak gab einen gutherzigen, etwas dümmlichen und unsterblich verliebten jungen Hero mit Christiane Beutl alias Philia als kongenial doofes Blondchen, das nicht einmal bis fünf zählen kann.

Eine reife Leistung boten auch Florian Janko und Andrea Pammer als Ehepaar Senex und Domina: sie eine herrschsüchtige, keifende Xanthippe, er ein schlapper, aber stets lüsterner Pantoffelheld, den die Angst vor seiner Frau umtreibt. Umwerfend komisch war auch die Darstellung der vollkommen senilen Greisin Erronia durch Gerlinde Gstöttenmayr, die halb blind und taub aus Angst vor Gespenstern siebenmal die ganze Stadt umkreist und schließlich in der Art eines „Deus ex machina“ den vielfach geschürzten Knoten der Handlung löst, indem sie Miles Gloriosus und Philia als ihre Kinder identifiziert. Dieser prahlerische Offizier, dargestellt von Bernhard Jahn, ist eine überaus imposante Erscheinung mit dröhnender Stimme und heißblütigem Temperament.

Man nimmt ihm den sturen Militärschädel jederzeit ab, allerdings wird ihm fast die Show von seinem Untergebenen (Martina Lanzerstorfer) gestohlen, der in wahrhaft Asterix`scher Manier, den Helm über den Augen, über die Bühne kaspert. Besonders hervorzuheben sind außer Martina Lanzerstorfer mit vier(!)Rollen noch Andreas Piererfellner, Gerald Rudlstorfer und Sandra Solberger, die alle drei je drei Rollen zur vollsten Zufriedenheit ausfüllten.

Erwähnenswert ist weiters noch, dass sowohl das Pausenbuffet als auch die Vorhallendekoration und die Platzeinweisung von Mitgliedern der Jugend – Amateurspielgruppe übernommen und perfekt durchgeführt wurde.
Abschließend lässt sich sagen, dass einem um die Weiterführung der Theatertradition auf Leopoldschlags Grenzlandbühne nicht bange zu sein braucht.

Leopoldschlag, am 20. 2. 2005 von Leopold Pammer